Data Literacy als Schlüsselkompetenz

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Digitaler Darwinismus

Change ist nichts Neues. Im Umfeld von Unternehmen ändern sich ständig Faktoren, wie Wettbewerbsstruktur, Marktumfeld oder Nachfrageverhältnisse. Die unternehmerische Bereitschaft, sich permanent zu hinterfragen und zu wandeln, war und ist zur Sicherung einer nachhaltigen Existenzfähigkeit zwingend notwendig. Jedoch haben Geschwindigkeit und Intensität der kontinuierlichen Veränderung eine neue Qualität erreicht. Wandel ist kein Projekt, sondern ein Dauerzustand, in dem sich Unternehmen befinden.

Wir leben in einem digitalen Zeitalter, in dem wir in immer kürzer werdenden Abständen neue Technologien, Apps, Tools und Kommunikationskanäle kennenlernen. Die zunehmende Digitalisierung beeinflusst jedoch nicht nur die Menschen, sondern auch eine sehr große Anzahl von Unternehmen. Die Digitale Transformation wird auf jede Industrie und jeden Service bis in den letzten Winkel Auswirkungen haben.

Wenn Unternehmen nicht ausreichend auf die technologischen und digitalen Veränderungen reagieren, dann entsteht ein digitaler Darwinismus. Technologien und Gesellschaft verändern sich dann schneller als die Fähigkeit von Unternehmen, sich den Veränderungen anzupassen. Unternehmen verlieren den Anschluss auf dem Markt, werden verdrängt und überleben schlimmstenfalls im Zeitalter der Digitalisierung nicht.

Unternehmen stehen daher vor einer sehr großen Herausforderung, der sie sich stellen müssen. Sie müssen sich zum einen mit der digitalen Transformation der Gesellschaft auseinandersetzen und auf diese reagieren. Zum anderen müssen sie digitale Lösungen und Services für ihre Geschäftsfelder entwickeln. Es geht also nicht mehr um das “Ob”, sondern nur noch um das “Wie”. Neben der Stärke braucht es auch die Anpassungsfähigkeit, um sich schnell und kontinuierlich anpassen zu können. Und es braucht Menschen mit den dazu notwendigen Schlüsselkompetenzen.

Mensch und Technologie in Symbiose

In der Biologie gibt es viele symbiotische Beziehungen. Zwischen Arten bestehen gegenseitige Abhängigkeiten, um die ökologische Fitness zu erhöhen. In der Wirtschaft besteht eine solche Abhängigkeit zwischen Mensch und Technologie, da deren Kombination die ökonomische Fitness der Unternehmen mitbestimmt. Wenn Unternehmen im Sinne des darwinistischen „Survival of the fittest and fastest“ das Zeitalter der Digitalisierung überleben wollen, dann müssen die symbiotischen Beziehungen zwischen Mensch und Technologie ermöglicht, hergestellt und genutzt werden.

Die Symbiose zwischen Mensch und Technologie wird die gesellschaftliche und wirtschaftliche Zukunft bestimmen, denn die Zukunft gehört weder dem Menschen noch der Technik alleine. Technologien sind eine Erweiterung von Menschen und deren Möglichkeiten. Die Kombination der Stärken von beiden führt zu besseren Ergebnissen und damit zur digitalen Geschäftsfähigkeit.

Effektivität kann gesteigert werden, weil Mensch und Technologie zusammen ein breiteres Spektrum von Aufgaben bewältigen können. Effizienz kann gesteigert werden, weil Menschen sich auf komplexe Aufgaben konzentrieren können, die Technologie nicht bewältigen kann. Technologie kann als Werkzeug den Menschen helfen, ihre kreativen Fähigkeiten zu erweitern und neue Ideen zu generieren. Mittels der Analyse von Daten können beispielsweise neue Erkenntnisse gewonnen und Handlungsempfehlungen zur Verbesserung abgeleitet werden.

Im Zuge der Digitale Transformation kann Technologie Unternehmen dabei helfen, sich an die schnell verändernden Umgebungen anzupassen, indem schnellere Reaktionszeiten ermöglicht werden. Für die gemeinsame Bewältigung dieser neuen Herausforderungen muss aber sichergestellt werden, dass Mensch und Technologie sich auch gleichzeitig weiterentwickeln. Dazu bedarf es einer synchronen Transformation.

Synchrone Transformation

“In the electric world, change is the only stable factor.”. Das Zitat des Kommunikationstheoretikers Marshall McLuhan ist heute aktueller denn je. Der Wandel ist dabei aber nicht konstant, sondern exponentiell. Oft entwickelt sich Technologie schneller als eine Organisation fähig ist, sich zu verändern. Technologische Herausforderungen werden priorisiert und losgelöst von den menschlichen Herausforderungen behandelt. Mensch und Technologie driften schnell auseinander.

Wenn Technologie sich schneller weiterentwickelt als der Mensch und der Mensch den Anschluss verliert, dann kann das schwerwiegende Konsequenzen haben. Angefangen bei geringerer Effizienz und Produktivität über den Verlust wettbewerbsfähiger Vorteile bis hin zu mangelnder Akzeptanz von Innovationen. Dadurch kann die digitale Transformation eines Unternehmens ausgebremst, behindert oder sogar verhindert werden. Dies gilt es durch eine synchrone Transformation und eine gleichzeitige Weiterentwicklung von Mensch und Technologie zu vermeiden.

Dazu muss die Beziehung zwischen Mensch und Technologie in den Fokus gerückt und die Weiterentwicklung von Mensch und Technologie in Einklang und Gleichklang gebracht werden. Der wichtigste Schritt ist die Entwicklung einer Strategie zur Personalentwicklung, die sicherstellt, dass die Menschen in einem Unternehmen über die richtigen Fähigkeiten und Kompetenzen verfügen, um die digitale Transformation erfolgreich umzusetzen.

Neben der Einstellung von Mitarbeitern mit den benötigten Fähigkeiten spielt dabei die Entwicklung interner Talente und die gezielte Weiterbildung von Mitarbeitern eine wichtige Rolle. Die Weiterentwicklung muss dabei kontinuierlich mit der aktuellen Entwicklung der Technologie synchronisiert und in einem agilen Prozess und mittels Micro Learning durchgeführt werden. So werden die richtigen Schlüsselkompetenzen richtig aufgebaut.

Datenkompetenz als Schlüsselkompetenz

Für Unternehmen, die sich auf dem Weg der digitalen Transformation befinden, sind neben den Technologien selber auch die entsprechenden Technologie-Kompetenzen unerlässlich. Beide sind untrennbar miteinander verbunden. Ohne die Fähigkeiten und Kenntnisse zur effektiven und effizienten Nutzung von Technologie kann kein Nutzen entstehen. Unternehmen müssen folglich über qualifizierte Mitarbeiter verfügen, um Technologie wertschöpfend zu nutzen und dadurch wettbewerbsfähig und erfolgreich zu bleiben.

Zwei dieser Technologie-Kompetenzen sind die Software-Nutzungskompetenz und die Datenkompetenz. Beide Kompetenzen sind eng miteinander verknüpft und ergänzen sich und beide sind wichtige Faktor für den Erfolg der digitalen Transformation. Mitarbeiter müssen über beide Kompetenzen verfügen. Die Datenkompetenz umfasst dabei den Umgang mit Daten, deren Management und deren Analyse. Mitarbeiter müssen befähigt werden, Daten effektiv und effizient zu nutzen und so wertvolle Erkenntnisse zu gewinnen.

Im Kontext der Digitalen Transformation benötigen insbesondere Menschen aus Unternehmensbereichen entlang der Kunden-Wertschöpfungskette, wie Marketing, Vertrieb, Service und Produktentwicklung, entsprechende Skills als Ergänzung zu ihren fachlichen Kernkompetenzen. Der rollenspezifische Aufbau dieser Kompetenzen sollte daher zum festen Weiterbildungsprogramm in Organisationen gehören.

Ausblick

Für die Umsetzung dieses Vorhabens lohnt sich für Personalverantwortliche ein Blick auf die Mechanismen der Gaming-Industrie. Charakterentwicklungspfade, auch Skilltrees genannt, sind im Gaming bereits etablierte Mechanismen, die sich gut auf das Personalwesen übertragen lassen. In unserem nächsten Artikel zeigen wir auf, was Personaler von Rollenspielen lernen können und wie People Analytics und Up-Skilling dabei helfen können, die Herausforderungen der synchronen Transformation zu meistern.